Free Radicals
Österreich/Luxemburg 2007 / 90 min / SW & Farbe
Welturaufführung: Biennale di Venezia 2007
Österreichpremiere: Ouverture Wien Modern 2007
Österreich/Luxemburg 2007 / 90 min / SW & Farbe
Welturaufführung: Biennale di Venezia 2007
Österreichpremiere: Ouverture Wien Modern 2007
Free Radicals ist ein Cross-Over-Projekt zwischen Musik und Film, das gemeinsam vom Klangforum Wien und dem Film-Laboratorium der AMOUR FOU entwickelt wurde. Auf dem Programm stehen kurze Musikstücke und kurze Filme – Kunstwerke also, die im regulären Konzert- und Kinobetrieb nur selten zu hören und zu sehen sind und die in ihrer Kombination neue Rhythmen, Spannungsbögen und Interferenzen zwischen Klang und Bild ermöglichen werden.
Zentrales Thema ist die Auseinandersetzung mit der menschlichen Wahrnehmung. Dabei wird die Idee des Expanded Cinema auf verschiedene Weisen in den Klang-Raum von Konzertsälen integriert und die Musik zu einer Erweiterung der Seh-Erfahrung: mit den Augen hören, mit den Ohren sehen.
Die vielleicht spannendsten Momente des Programms sind diejenigen, in denen Filme und Kompositionen in unerwarteter Kombination aufeinander treffen. Für Free Radicals hat das Klangforum Wien drei Kompositionsaufträge für Musik zu „Le retour à la raison“ von Man Ray, einem Klassiker des dadaistischen Kinos, an Theo Verbey, Misato Mochizuki und James Clarke vergeben. Wir stellen die These auf, dass das Publikum bei ihrer Aufführung drei verschiedene Filme wahrnehmen wird.
Eine zweite Achse zwischen Sehen und Hören bilden die beiden Filme, welche die Filmemacherin Bady Minck für Free Radicals entwickelt hat. Hierbei verlief der Schöpfungsprozess umgekehrt, das Ausgangsmaterial bildete die Musik. Darsteller beider Filme sind der Komponist und Dirigent Beat Furrer sowie die Musiker des Klangforum Wien.
Die Filme und Musikstücke ermöglichen eine konzentrierte Reise von der radikalen Avantgarde der 20er Jahre hin zu den aktuellsten Strömungen audiovisueller und musikalischer Kreation. Der Reiz und die Besonderheit des Programms liegen darin, jedes einzelne Werk (ob Musikstück oder Film) für sich sinnlich in seiner vollen künstlerischen Breite erfahrbar zu machen – und die Arbeiten gleichzeitig rhythmisch so zu kombinieren, dass im Aufeinandertreffen von Bildern und Tönen eine neue Einheit entsteht, ein vielseitiger Abend des Zusammenführens und der Brüche, der Entspannung, Verdichtung und Aktivierung aller Sinne.
In Free Radicals verschmelzen Konzert und Kinematographie in einer Symphonie der Bilder und Klänge, in Klangstakkato und Bilderflut.
Eine Kooperation des Klangforum Wien
mit AMOUR FOU Vienna & AMOUR FOU Luxemburg
Konzeption: Bernhard Zachhuber & Bady Minck
Musikauswahl: Bernhard Zachhuber & Andreas Lindenbaum
Filmauswahl: Bady Minck
Dirigent: Beat Furrer
Produktion Musik: Stefanie Wolff, Sven Hartberger
Produktion Film: Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Bady Minck
Produktionsleitung Film: Alfie Kral
Produktionsassistenz Film: Maria Poell
Tontechnik: Peter Böhm, Florian Bogner
Projektionstechnik: Smike & Raphael Barth /Golden Girls
Kristallisierungsprozess: Martin Reinhart
Beleuchtung: Harald Godula
Making Of: Jean-Laurent Csinidis
Robert Breer ‚Recreation‘ (F 1957, colour)
Das cinematographische Spektrum reicht von Man Ray, dem Pionier des Dada und des surrealistischen Kinos, und Filmen im Geiste der Bildmusik-Kompositionen von Oskar Fischinger aus den 30er Jahren über Len Lyes in den 50er Jahren entstandene Film-Scratchings, Robert Breers visuelles Pop-Art-Gedicht „Recreation“ bis hin zu aktuellen Arbeiten von international anerkannten FilmkünstlerInnen.
Man Ray: Le retour à la raison (1923)
Maya Deren: A Study in Choreography for the Camera (1945)
Robert Breer: Recreation (1957)
Peter Tscherkassky: Manufraktur (1985)
Mara Mattuschka: Parasympathica (1986)
Pipilotti Rist: Blutclip (1993)
Tim MacMillan: Ferment (1999)
Jòzef Robakowski & Paul Sharits: Uwaga: Swiatlo! (2004)
Barbara Doser: even odd even / distilled (2007)
Bady Minck: Das Sein und das Nichts (2007)
Bady Minck: Schein Sein (2007)
Der Kurzfilm Schein Sein entstand zu dem Stück „Madame Press died Last Week at Ninety“ von Morton Feldman und spielt mit den Wahrnehmungsebenen von Hören und Sehen, mit der Täuschung der Augen und Ohren sowie mit der Spannung zwischen zweidimensionalem Abbild und dreidimensionalem Raumbild. Der zweite Film Das Sein und das Nichts entstand zu Beat Furrers Stück „Ein Lied, das über das Ende des Liedes hinaus ein anderes Ende finden wollte“. Hier werden die Parameter der Entstehung von Musik sichtbar gemacht, Musik wird in Bilder gegossen: what you see is what you hear. Der Film zeigt die Dominanz der Musik über die Körper, ihre Anwesenheit und ihr Verschwinden. Der Dirigent Beat Furrer tritt auf als Dompteur der Zeit und als Herr über die Stille. Die voranschreitende Dekonstruktion der Musik wird visuell von einem dekonstruierten Bild begleitet.
Arnold Schönberg
Drei kleine Stücke für Kammerorchester op. posth. (1910)
Iannis Xenakis
Concret PH (1958)
Karlheinz Stockhausen
Dr. K. Sextett (1969)
Morton Feldman
Madame Press Died Last Week at Ninety (1970)
Harrison Birtwistle
Tombeau – In Memoriam Igor Strawinsky (1971)
Witold Lutoslawski
Slides (1988)
Iannis Xenakis
O-Mega (1997)
Emilio Pomárico
In Nomine (2001)
Georges Aperghis
Heysel (Counter Phrases) (2002-2003)
David Horne
Disintegration 2 (2003)
Misato Mochizuki
Le labyrinthe de la raison (2007)
Musik zum Film „Le retour à la raison“
James Clarke
2006-K (2007)
Musik zum Film „Le retour à la raison“
Theo Verbey
Man Ray: Le retour à la raison (2007)
Musik zum Film „Le retour à la raison“
Man Ray ‚Le retour à la raison‘ (F 1923, b&w, 3min, silent)
Aufführungen
10.10.2007 — Biennale di Venezia
01.11.2007 — Wien Modern
13.04.2008 — Philharmonie Luxembourg
14.04.2008 — Palais des Beaux Arts Bruxelles
04.04.2009 — Lincoln Center New York
12.04.2009 — Laeiszhalle Hamburg
TV
3sat 11.11.2007 LebensART
report by Barbara Pichler
ORF2 05.11.2007 LebensART
report by Barbara Pichler
ORF2 01.11.2007 ZIB2
report by Barbara Pichler
ORF2 22.10.2007 Kurzfilmnacht
Ankündigung mit Filmausschnitten // Announcement with film excerpts
by Gaby Flossmann
Distribution
Vertrieb: Klangforum Wien